Die Gründungsgeschichte des Niedersächsischen Landkreistages lässt sich mit wenigen Worten abhandeln: Mit Schreiben vom 13. Juli 1946 wandte sich der Landrat des Landkreises Osterholz, Louis Biester, an die Landräte der Provinz Hannover und teilte mit, als früheres Mitglied des Vorstandes des Preußischen Landkreistages habe er die Absicht, die Landräte der Provinz Hannover zu einer Tagung zur „Wiedererrichtung der Landkreisvereinigung der Provinz Hannover“ einzuladen. Zugleich fragte er an, ob die Bereitschaft bestehe, an einer solchen Konferenz teilzunehmen und dem neu errichteten Verbande wieder beizutreten.
Nachdem diese Anfrage ein ausschließlich positives Echo gefunden hatte, beschloss die von ihm anberaumte Landräte-Konferenz am 10. August 1946 in Nienburg/Weser die Wiedererrichtung des Landkreistages der Provinz Hannover, wählte einen vorläufigen Vorstand und beauftragte diesen, möglichst bald einer neu einzuberufenden Mitgliederversammlung die Satzung zur Beratung und Beschlussfassung vorzulegen. Am 23. November desselben Jahres (also an dem Tag, an dem die Verordnung der britischen Militärregierung über die Befugnisse der Länder in der britischen Zone erlassen und Hinrich Wilhelm Kopf zum Ministerpräsidenten des Landes Niedersachsen ernannt wurde) ist im Rathaus in Hannover der neue Landkreistag gegründet worden – nunmehr für den gesamten Bereich des zwischenzeitlich neu gebildeten Landes Niedersachsen.
Wenn wir die Gründung des Niedersächsischen Landkreistages in so knapper Weise dargestellt haben, darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie sich nicht ganz so einfach vollzogen hat. Vielmehr gab es eine Fülle von Schwierigkeiten: Es musste die Zustimmung der staatlichen Stellen und der Militärregierung eingeholt werden, wegen der Einführung des britischen Kommunalverfassungssystems am 1. April 1946 gab es Unsicherheiten über Aufgaben und Befugnisse der Landräte einer- und der Oberkreisdirektoren andererseits. Das wiederum hatte zur Folge, dass parallel zu den erwähnten Bemühungen des Landrats von Osterholz der Oberkreisdirektor des Landkreises Hannover Fengler, der wenig später zum stellvertretenden Vorsitzenden des Landkreistages gewählt werden sollte, seine Kollegen ebenfalls zur Bildung einer „Landkreisvereinigung“ aufrief.
Hinzu kamen personelle Veränderungen infolge der Kreistagswahlen, die am 13. Oktober jenes Jahres in der britischen Zone stattfanden. Und schließlich war zunächst offen, wie die Neugliederung der Länder in der britischen Zone sich vollziehen würde, denn noch während der Errichtungsphase des Landkreistages wurde am 23. August 1946 die Provinz Hannover aufgelöst, Hannover der Länderstatus verliehen und am 1. November 1946 das Land Niedersachsen gebildet.
Eines jedoch ist sicher: Betrachtet man all diese Schwierigkeiten und berücksichtigt darüber hinaus, dass in dieser Zeit alle Kräfte von Politik und Verwaltung davon in Anspruch genommen worden sind, die ärgste durch Krieg und Vertreibung hervorgerufene Not der Menschen zu lindern, so ist es doch überaus bemerkenswert, dass die damaligen Repräsentanten der niedersächsischen Landkreise kaum mehr als vier Monate benötigten, um den Niedersächsischen Landkreistag zu errichten, denn zur Gründungsversammlung traf man sich, wie dargestellt, am 23. November 1946.